Instandsetzung der baulichen Anlagen im Schlossgarten - Grundinstandsetzung der Orangerie Neustrelitz
16.10.2023 • EFRE in der Staatlichen Bau- und Liegenschaftsverwaltung M-V
Seit 2016 erfolgten umfangreiche Untersuchungen und Planungsleistungen bis zur Genehmigung 2019 in der Verantwortung des Geschäftsbereiches Schwerin des BBL M-V. Verantwortlich für die Ausführungsplanung und Umsetzung ist seitdem das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt (SBL) Neubrandenburg.
Im Juni 2021 begann die Grundinstandsetzung der Orangerie. Der 1972 angebaute Küchentrakt wird komplett abgebrochen - dort soll wieder eine Pergola entstehen sowie ein Café errichtet werden. Die Pergola wurde nach dem Umbau 1979 zurück gebaut und wird jetzt im Sinne der Gestaltung der Anlage um 1842/43, als moderne Variante mit Pfeilern aus Stahlbeton erbaut.
Im Schlossgarten Neustrelitz, der zum Teil ehemaligen Schlossanlage, erfolgt die denkmalgerechte Wiederherstellung. Die Arbeiten sind in drei Bauabschnitten und mit mehreren Realisierungsabschnitten gegliedert:
Kanzleigebäude – äußere Hülle
Instandsetzung baulicher Anlagen im Schlossgarten – Mauern / Hebetempel /Oktogon / Sarkophag und Grundinstandsetzung der Orangerie
Wiederherstellung des Parks, abschließende Maßnahmen – Rasenparterre sowie abschließende Maßnahmen – Bereich Schlossruine
Alle Bauabschnitte werden gefördert von der Europäischen Union aus den Programmen ELER (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums) bzw. EFRE (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung).
Die Restaurierung der Orangerie Neustrelitz trägt zur Verbesserung der dauerhaften Nutzung des kulturellen Erbes der Stadt Neustrelitz bei. Mit ihr wird ein besonderer Bautypus innerhalb des Gartendenkmals erhalten und die Wiederherstellung des Denkmals in seiner ursprünglichen Formensprache erlebbar gemacht. Die Orangerie soll weiterhin für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden und einen Gastronomiebetrieb mit Ausstrahlung auf den Schlossgarten beherbergen.
Mit der Restaurierung der Orangerie wird gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zur Bewahrung der einzigartigen Schlösserlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern geleistet.
Geschichte des Gebäudes
Die Orangerie im Schlosspark ist Teil der ehemaligen barocken Schlossanlage und wurde um 1755 als eingeschossiger Bau als Winterquartier für tropische Pflanzen errichtet. 1840 bis 1842 wurde die Orangerie unter dem großherzoglichen Baumeister und Schinkel-Schüler Friedrich Wilhelm Buttel im klassizistischen Stil als Gartensalon für höfische Feste der großherzoglichen Residenzstadt Neustrelitz umgebaut.
Seit den 1920er Jahren wurde das Gebäude gastronomisch genutzt. In den Sälen wurde nach Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen in den 1990er Jahren ein Café/Restaurant betrieben. Im Obergeschoss waren zeitweise Wohnungen eingerichtet. 1937 erfolgte der Anbau der Exedra – eines halbrunden Vorbaus.
Die Grundinstandsetzung umfasst unter anderem folgende Arbeiten:
Seit Juni 2020 wird das Gebäude unter Berücksichtigung der wertvollen historischen Substanz auf der Grundlage der denkmalpflegerischen Zielstellung grundinstandgesetzt. Die Wandmalereien in den drei Sälen im pompejanischen Stil sind nahezu vollständig erhalten und von einzigartigem kulturhistorischem Wert für Mecklenburg-Vorpommern.
Im Zuge der Restaurierung erfolgen statische Ertüchtigungen im Dach und am Gebäude sowie Maßnahmen zum Brand- und Feuchteschutz, u. a. durch den Einbau einer neuen Bodenplatte sowie die Erneuerung der Haustechnik. Nach dem Rückbau der im Laufe der Jahrzehnte angefügten Anbauten und Vorsprünge wird die klassizistische Formensprache des Denkmals wieder erkennbar.
Der Sockelbereich erhält eine nachträgliche horizontale Abdichtung. Sie wird als eine mechanische Sperrung gegen kapillar aufsteigende Feuchtigkeit im Sägeverfahren eingebracht. Die Putzfassade wird saniert, der Außenputz der Fassaden wird denkmalgerecht ausgebessert, die Stuckprofile von Trauf- und Gurtgesims, an den Pilasterkapitellen, über den Bogen- und Fensternischen können zum größten Teil erhalten und restauriert werden. Risse, Löcher und Fehlstellen im Mauerwerk der Fassade werden geschlossen. Der Sockelputz wird im Rahmen der Maßnahmen zur Abdichtung komplett erneuert.
Die Fassade wird in enger Abstimmung mit den Restauratoren sowie dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern in der historischen Fassung wiederhergestellt. Die Reliefs, Gipsabgüsse, Kronleuchter, Wand- und Deckenmalereien werden ebenfalls restauriert. Dafür mussten Skulpturen und der Kronleuchter demontiert werden, die Fußböden werden komplett saniert. Fenster und Türen werden erneuert bzw. aufgearbeitet. Der äußere Flügel der Verbundfenster wird teilweise aufgearbeitet bzw. erneuert, der innere Flügel wird erhalten. Dabei werden die originalen Reste des Oberlichtes berücksichtigt.
Die Bestandstüren der 1930er Jahre aus den Nebenräumen in die Säle sowie die Türen zwischen den Sälen bleiben erhalten und werden aufgearbeitet. In allen anderen Bereichen werden neue Innentüren eingebaut, die Elektro- und Heizungsanlagen werden erneuert.
Die Technologie und Logistik der Baustelleneinrichtung musste der geringen Baufläche angepasst werden, wie z. B. begrenzte Flächenlasten - deshalb wurden u. a. Platten zur Lastverteilung verlegt.
Klimafreundliches Bauen
Zum Zeitpunkt der Planung der Sanierungsmaßnahmen im Jahr 2019 bis 2020 waren Baudenkmäler von der Einhaltung der energetischen Anforderungen gemäß Energieeinsparverordnung (EnEV) bzw. dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) befreit. Demzufolge wurde für das Gebäude im Zuge der Planung kein Jahres-Primärenergiebedarf ermittelt, dem man die noch ambitionierteren Ziele der am 3. Mai 2022 eingeführten Energieeffizienzfestlegungen für Landesbaumaßnahmen gegenüberstellen könnte.
Architektur des Gebäudes
Die Orangerie ist ein eingeschossiger Putzbau mit insgesamt neunzehn Achsen und einem Mansarddach. Die drei großen Säle wurden beim Umbau in einen Gartensalon beibehalten. Der dreiachsige Mittelrisalit wurde um ein Geschoss aufgestockt und mit Rundbogenfenstern versehen. Die drei Festsäle in den Landesfarben Blau, Gelb und Rot beherbergen Kopien antiker Skulpturen und die herzogliche Antikensammlung.
Eine repräsentative Raumwirkung wird durch Deckenmalereien und Arabesken im pompejanischen Stil von Bernhard Wilhelm Rosendahl, Rundbogennischen und Konsole mit antiken Plastiken sowie durch Reliefs klassizistischer Bildhauer wie Christian Daniel Rauch und Bertel Thorvaldsen erreicht.
Funktion und Gestaltung der Raumstrukturen
Im Rahmen der verschiedenen Nutzungen hat es in der Vergangenheit eine Vielzahl von Um- und Einbauten am Gebäude gegeben. Unter Baurat Brückner sind in den 1930er Jahren die umfangreichsten baulichen Veränderungen am Gebäude bezüglich der Fassadengestaltung und der Innenräume vorgenommen worden. Weitere Umbauarbeiten und andere Maßnahmen zur Restaurierung in den Sälen fanden in den 1970er und 1980er Jahren statt. In dieser Zeit wurde der voluminöse Wirtschaftstrakt an der nordwestlichen Gartenseite an das Gebäude angefügt, wodurch die klassizistische Gestalt der Orangerie bis heute stark beeinträchtigt ist. Ziel ist die Wiederherstellung bzw. deutlichere Herausarbeitung der Struktur von Grundriss und Fassade des klassizistischen Gebäudes von 1842 unter Berücksichtigung der funktionalen Sachzwänge für die vorgesehene Nutzung.
Der Hebetempel und das Kanzleigebäude im Schlosspark wurden in der Sanierung der äußeren Gestalt ebenfalls auf die klassizistische Epoche zurückgeführt. Ein wichtiger gestalterischer Aspekt dabei ist die Wiederherstellung der klassizistischen Fassade mit Fassadenzier mit Akroterien, Vasen und Attika in der Ansicht der Gartenfassade, die Wiederherstellung der ehemaligen massiven Pergola vor der offenen Laube und der ehemaligen Pergola zwischen dem Gebäude und dem Oktogon.
Der unproportional wirkende Küchenbau (gartenseitig angebauter Wirtschaftstrakt) wird komplett zurückzugebaut, um den historischen Grundriss von 1842 wieder aufzugreifen. An den Dach- und Fassadenansichten werden die Veränderungen der 1990er Jahre zurückgenommen und die damals entfernten Details wiederhergestellt.
Die drei Säle mit den jeweils östlich und westlich angrenzenden Seitenrisaliten und das in den 1930er Jahren angebaute Foyer bleiben in der Raumstruktur erhalten. Die Erschließung des Gebäudes erfolgt im Erdgeschoss durch die Exedra, den halbrunden Foyerbereich, sowie über den parkseitigen Zugang durch den Gastronomiebereich. Von der Exedra aus werden die drei Säle: Roter Saal im Westteil, Blauer Saal im Mittelrisalit und Gelber Saal im Ostteil direkt erschlossen. Die klare Raumstruktur ermöglicht den Gästen eine gute Orientierung im Gebäude. Im Obergeschoss werden Personalräume hergerichtet.
Im Eingangsbereich werden WC-Räume angeordnet. Die gestalterische Raumaufteilung der Exedra erfolgt symmetrisch. Die Exedra erhält über dem Kellergeschoss eine neue Decke. Der vorhandene Keller unter dem Foyer wird weiterhin für die Fernwärmestation und Heizungsanlage genutzt. Der Zugang zum Keller wird saniert. Die im Foyer vorhandenen Türen zu den Sälen ermöglichen eine funktionale Trennung als Veranstaltungsraum mit unterschiedlicher und gleichzeitiger Nutzung der Säle. Im Westteil an dem Roten Saal ist der zentrale Küchentrakt angegliedert; im Ostteil an den Gelben Saal ein Buffetraum und eine Küche für das Catering. Zwischen dem westlichen Zugang und der Küche wird ein Ausgabetresen für die Besucher entstehen.
Der Zugang zum Garten ist durch die Laube möglich. Die offene Laube wird wiederhergestellt, so wie von Buttel geplant und bis in die 1920er Jahre erhalten.
Der gesamte öffentlich genutzte Bereich im Erdgeschoss ist barrierefrei zugänglich. Der Zugang aus den Innenräumen in den Garten durch die Laube wird ebenfalls barrierefrei errichtet.
Förderung der nachhaltigen Stadtentwicklung zur Verbesserung der dauerhaften Nutzung des kulturellen Erbes
Grundinstandsetzung der Orangerie
Dieses Projekt ist kofinanziert aus Mitteln des Landes Mecklenburg-Vorpommern und wird
mit Beteiligung des Finanzministeriums Mecklenburg-Vorpommern umgesetzt